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Custom

Was passiert eigentlich mit den eigenen SAP MES-Anpassungen bei der Cloud-Migration? 

Das ist eine Frage, die wir immer wieder hören. Das On-Premise SAP MES Manufacturing Execution (SAP ME) und SAP Manufacturing Integration & Intelligence (SAP MII) wurden über die Jahre an das eigene Unternehmen angepasst und für die spezifischen Prozesse weiterentwickelt. 

Die Zukunft der Produktions-IT liegt jedoch in der Cloud und früher oder später steht ein Umzug der relevanten Produktionssteuerungssysteme in die Cloud an. Die SAP stellt dafür mit SAP Digital Manufacturing (SAP DM) die neueste Generation an Manufacturing Execution Systeme (MES) aus der Cloud bereit. Was ist dabei, bei den Konfigurationen, Add-On-Entwicklungen und z-Programmierungen zu beachten?  

Wie so häufig lautet hier die Antwort auch: „es kommt darauf an“ 

Ein wichtiger Aspekt ist zunächst zu unterscheiden, wie und wo die Anpassungen vorgenommen wurden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen

  • Customizing
  • Custom Development

Customizing in SAP Digital Manufacturing 

Customizing meint die Anpassung von SAP Digital Manufacturing durch Konfiguration der vorhandenen Funktionen und Module. Dieser Ansatz nutzt die bereits in der Software vorhandenen Einstellungsoptionen und -parameter, um die Lösung an die spezifischen Anforderungen und Prozesse des Unternehmens anzupassen. Customizing in SAP DM kann unter anderem an den folgenden Merkmalen identifiziert werden:  

  1. Konfiguration von Standardfunktionen: Beim Customizing werden die vorhandenen Funktionen und Module von SAP Digital Manufacturing genutzt, um die Prozesse an die Unternehmensanforderungen anzupassen. 
  2. Begrenzte Flexibilität: Customizing hat seine Grenzen und kann möglicherweise nicht alle spezifischen Anforderungen eines Unternehmens erfüllen. Es ist auf die verfügbaren Funktionen und Konfigurationsoptionen beschränkt.  
  3. Schnellere Implementierung: Da Customizing weniger Entwicklungsarbeit erfordert, kann die Implementierung in der Regel schneller und kostengünstiger abgeschlossen werden. 
  4. Resilienz: Da beim Customizing ausschließlich Standardfunktionalitäten von SAP DM genutzt werden, sind diese Anpassungen resilienter gegenüber Änderungen als z.B. kundenspezifisch Entwickelte Anpassungen. Dies ist besonders wichtig, da SAP Digital Manufacturing quartalsweise Updates erhält. 

Beispiel: Anpassung von Arbeitsabläufen 

Anforderung: Ein Unternehmen möchte PODs (Werker UI) in SAP Digital Manufacturing auf die Anforderungen seiner Fertigung anpassen. Beispielsweise sollen die Buttons zum Starten und Abschließen von Aufträgen besonders groß sein, um die Bedienung per Touch-Eingabe zu ermöglichen.  

Lösung: Der Kunde kann den POD-Designer in SAP DM verwenden, um die gewünschten Änderungen am POD vorzunehmen. Er kann den POD jederzeit frei nach seinen Anforderungen anpassen ohne kundenspezifische Entwicklungen in Auftrag geben zu müssen. 

Custom Development in SAP Digital Manufacturing 

Custom Development hingegen bezieht sich auf die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen oder Erweiterungen, um spezifische Anforderungen zu erfüllen, die über die Standardfunktionen von SAP Digital Manufacturing hinausgehen. Wichtige Merkmale von Custom Development sind:  

  1. Individuelle Lösungen: Bei Custom Development werden maßgeschneiderte Lösungen entwickelt, die speziell auf die Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten sind und über den Standard der SAP DM hinausgehen. Dieser Ansatz bietet maximale Flexibilität und kann nahezu jede Anforderung erfüllen
  2. Entwicklungsaufwand: Custom Development erfordert mehr Entwicklungsarbeit und Zeit als Customizing, da die Lösungen von Grund auf neu entwickelt werden müssen.  
  3. Längere Implementierungsdauer: Die Implementierung von Custom Development-Lösungen dauert in der Regel länger aufgrund des umfangreicheren Entwicklungsaufwands sowie Test- und Feedback-Schleifen. 

Beispiel: Integration eines Drittanbieter-Produktionsplanungstools 

Anforderung: Ein Unternehmen benötigt die nahtlose Integration eines Drittanbieter-Produktionsplanungstools in SAP Digital Manufacturing. 

Lösung: In diesem Fall könnte Custom Development erforderlich sein, um eine maßgeschneiderte Schnittstelle zwischen SAP Digital Manufacturing und dem Produktionsplanungstool zu erstellen. Entwickler würden einen individuellen Code schreiben, um die Datenübertragung und Synchronisation zwischen den beiden Systemen sicherzustellen. Dabei können teilweise auch APIs der SAP oder von Drittanbietern als Programmierschnittstelle genutzt werden. 

Bei einer Cloud-Migration von Customizing und Custom Developments in SAP Digital Manufacturing sind zudem zwei wichtige Fragen zu beantworten: 

  1. Wird die Anpassung noch benötigt? 
  2. Wo wurde die Anpassung umgesetzt? 

Standard first… 

… ist ein wichtiger Leitsatz in jedem Migrationsprojekt! Funktionen, die im Standard umgesetzt werden, sind in der Regel schneller und günstiger implementiert, sind resilienter gegenüber Änderungen und lassen sich leichter durch den Kunden selbst an neue Anforderungen anpassen.  

Das Vorgehen beim Umzug auf ein neues System sollte deshalb immer sein zunächst zu prüfen, ob die Individualentwicklung überhaupt noch benötigt wird. Es kommt häufig vor, dass sich der Produktionsablauf im Laufe der Zeit geändert hat oder Funktionen die kundenspezifisch entwickelt wurden inzwischen im Standard verfügbar sind.  

Die Standard-Funktionen bieten zudem den Vorteil, dass diese durch SAP kontinuierlich weiterentwickelt werden. So stellt SAP beispielsweise alle drei Monate ein neues Release-Update mit diversen neuen Funktionen und Verbesserungen in der Cloud bereit. 

Ist die Anpassung überhaupt von der Cloud-Migration betroffen? 

Teilweise können individuelle Anpassungen in das neue System übernommen werden. Handelt es sich beispielsweise um eine Entwicklung im ERP-System oder auf einer IoT-Cloud-Applikation des Kunden kann geprüft werden, ob diese durch eine Anpassung des Zielsystems auch von SAP DM genutzt werden kann. Ggfs. wäre auch hier zu überprüfen, ob diese Aufgabe mittlerweile im Standard zurück ins Cloud-MES genommen werden kann. 

Um die jeweiligen Notwendigkeiten und Aufwände tatsächlich abschätzen zu können empfiehlt es sich vorab die Ist- und Zielarchitektur sowie -Prozesse nebeneinander zu legen, um ein klares Bild vom Migrationspfad zu erhalten. 

Was dabei hilft, ist bereits vorab ein grundlegendes Verständnis des neuen Cloud-MES Systems zu bekommen. Viele der Schulungsteilnehmer unseres SAP DMe Basistrainings kommen genau aus dem Grund in den Kurs und haben danach ein viel besseres Verständnis, was SAP Digital Manufacturing im Standard leisten kann und für welche Anforderungen kundenspezifische Anpassungen notwendig sind. Das erlangte SAP DM Wissen hilft Ihnen zusätzlich das Migrations-Canvas auszufüllen, um für eine optimale Cloud-Migration zu sorgen. 

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